„Du interessierst dich für unsere Probleme, du bist wie
wir“
Johanna Stadler erzählte beim Schierlinger
Frauenbund von ihren Erfahrungen in Afrika
Frauenbund-Vorsitzende Stilla Ramsauer begrüßte im
Pfarrheim die Frauen und die Referentin, Johanna Stadler aus Mallersdorf.
Die Krankenschwester berichtete eindrucksvoll über ihre Erfahrungen in
Afrika. Nach dem Vortrag überreichten ihr der Schierlinger Frauenbund und
die Landfrauen aus Schierling und Allersdorf eine finanzielle
Unterstützung für ihre nächste Afrika-Reise im Januar.
Johanna Stadler wuchs in einem christlichen Elternhaus
auf. Nach ihrer Ausbildung als Krankenschwester ging sie für ein Jahr nach
Afrika und half als Freiwillige an einem Hospiz und einem Kinderheim.
Fasziniert vom schwarzen Kontinent ließ sie sich drei Jahre später noch
einmal für ein Jahr beurlauben, um an einem Krankenhaus in Tansania zu
helfen. Die technische Ausstattung in vielen dortigen Krankenhäusern ist
stark begrenzt. „Krankenschwestern müssen viele Verwaltungsaufgaben
erfüllen, die Pflege der Patienten übernehmen meist deren Angehörigen“,
erklärte Stadler den erstaunten Frauen.
Die Referentin berichtete über afrikanische
Essgewohnheiten, Sitten und Bräuche. Sie schilderte die dortige Lebensart
und sprach über Arbeitsmarkt und Schulbildung. Viele Kinder können nicht
zur Schule gehen, weil ihre Eltern nicht einmal die 10 Euro pro Kind für
Schuluniform, Essensgeld und Hefte bezahlen können. Die beiden großen
Religionen sind Christentum und Islam, vermischt mit ein bisschen
Ahnenglaube und dem Glauben an Geister.
Besonders berührt waren die Zuhörerinnen von den
Einzelschicksalen, von denen Johanna Stadler ausführlich erzählte. Dank
des mitgebrachten Geldes, das sie von einigen Leuten bekommen hatte,
konnte sie manchen dieser Menschen helfen. So besorgte sie eine
Erstausstattung für ein Neugeborenes, das in einer Toilette einfach liegen
gelassen wurde. Einer Frau mit einer Geschwulst im Bauch ermöglichte sie
die lebensrettende Operation. Einer Familie, deren Vater seit einem Unfall
querschnittsgelähmt ist, kaufte sie eine Kuh. Die Milch ist jetzt eine
kleine Einnahmequelle, und die Frau kann sich mehr um ihren Mann kümmern,
anstatt zur Arbeit gehen zu müssen. Einer anderen Familie gab sie einen
Kredit zur Eröffnung eines Kiosks. Einigen Halbwaisen ermöglichte sie den
Besuch einer höheren Schule, der pro Jahr 130 Euro kostet. Bedürftige
Familien unterstützte sie beim Errichten neuer Unterkünfte. Ein kleines
Haus für eine Familie kostet 1.500-1.800 Euro. Für uns erscheint das
wenig, für viele Afrikaner ist das aber eine utopische Summe.
Johanna Stadler hat Tansania als ein friedvolles Land
mit absolut liebenswerten Bewohnern kennen gelernt. Und wenn auch nicht
alle Projekte so gelaufen sind, wie sie es sich erhofft hatte, so konnte
sie doch im Kleinen schon viel bewirken. Am Ende ihres letzten Besuches
bekam sie von einigen Einheimischen zum Abschied ein großes Kompliment:
„Du interessierst dich für uns und unsere Probleme, du bist wie wir.“ Im
Januar 2012 wird die Krankenschwester wieder nach Afrika reisen, um sich
über ihre Projekte zu informieren und vielleicht neue zu ermöglichen. Um
sie dabei zu unterstützen, überreichte ihr Stilla Ramsauer eine Spende vom
Frauenbund in Höhe von 200 Euro. Heidi Höglmeier von den Schierlinger
Landfrauen und Rosi Butz von den Allersdorfer Landfrauen übergaben den
Erlös aus dem Verkauf von Kräuterbuschen am 15. August.
Stilla Ramsauer überreicht vom Frauenbund eine Spende an
Johanna Stadler,
ebenso wie Rosi Butz von den Allersdorfer Landfrauen und
Heidi Höglmeier von den Schierlinger Landfrauen (v. li.)
In der Hütte rechts hauste eine vielköpfige Familie,
bis
Johanna Stadler ihnen den Neubau des Hauses links ermöglichte
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