Zu einem Abschlussabend mit Vorstellung der selbst
genähten Dirndln kamen die Teilnehmerinnen des Dirndl-Nähkurses des KDFB
mit ihren Männern und ein paar Gästen im Bräustüberl in Schierling
zusammen und ernteten viel Bewunderung. Die acht Frauen trafen sich an
sechs Terminen von März bis Mai 2012 im katholischen Pfarrheim in
Schierling plus einer Vorbesprechung mit Stoffauswahl. Genäht wurden
Festdirndln ganz nach Wunsch der Hobby-Näherinnen. Jede Teilnehmerin bekam
im Kurs einen Maßschnitt für ihr Modell.
Das erste Treffen fand in Oberisling in der Oberpfälzer
Trachtenstube von Sigrid Aigner statt. Hier wurden die Modelle besprochen
und ausgearbeitet sowie die passenden Stoffe dazu ausgewählt. In der
Oberpfälzer Trachtenstube gibt es Trachtenstoffe, bei denen der Druck oder
die Einwebungen nach alten Mustern und Vorlagen gefertigt werden.
Stellvertretender Bezirksheimatpfleger Hans Wax erläuterte den Besuchern
des Abschlussabends Geschichte und Entstehung der Tracht.
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Auf diesem Bildausschnitt aus der Zeit um 1840 tragen alle
verheiratete Frauen Hauben oder Kopftücher. Aus dieser Zeit stammt die Redewendung
„unter die Haube kommen“.
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Früher konnte man an der Kleidung die gesellschaftliche
und soziale Stellung, die regionale Herkunft der Träger und die
Religionszugehörigkeit ablesen. So waren die Trachten evangelischer
Herrschaften meist schwarz, die der Katholiken eher bunter. Das Gewand war
ein Statussymbol. Dass jede Bäuerin ein Leben lang meistens nur eine
einzige Festtracht besaß, verblüffte die Zuhörer doch sehr. So ein Gewand
von 1840 nachmachen zu lassen, kostet heute etwa 2.000 Euro. „Da ist
selber nähen doch um einiges billiger und in der Gruppe macht es auch noch
ganz viel Spaß“, waren sich die Kursteilnehmerinnen einig.
Dirndl-Nähkurse wurden in unserer Region 1981
eingeführt vom damaligen Bezirksheimatpfleger Adolf Eichenseer und in
enger Zusammenarbeit mit Schneiderinnen durchgeführt. „So wie es in den
Regionen verschiedene Dialekte gibt, so gibt es auch verschiedene
Trachten“, erklärte Hans Wax. In diesen Kursen lehnt man sich an
historische Schnittvorlagen aus der Region an. Als Vorlage dienen z. B.
ein historisches Bild von 1840 sowie Originaltrachten in Museen. Die
Trachten, die in den Kursen genäht werden, sind noch weitgehend
originalgetreu, allerdings sind sie nicht mehr ganz so hochgeschlossen.
Sie werden als sog. „erneuerte Trachten“ ein wenig dem Zeitgeist
angepasst.
Beim Abschlussabend stellte Birgit Ettl, die Leiterin
des Nähkurses, jedes Dirndl an seiner Trägerin vor und erläuterte die
Besonderheiten von jedem Kleid. Sie erklärte den Gästen, dass alle Kleider
nach Handwerksart genäht wurden, also z. B. Knöpfe statt Reißverschluss,
Rock, Schürze und Bluse sind handgereiht, viele Feinheiten sowie auch
Stickereien und Rüschen sind von Hand genäht. Bei den sechs, jeweils gut
drei Stunden dauernden Nähterminen wurden die Stoffe zugeschnitten, erste
Näharbeiten gemacht, das weitere Vorgehen besprochen und fertige Teile
anprobiert. Hausaufgabe für daheim war dann das Fertignähen der jeweiligen
Abschnitte mit der Maschine und/oder mit der Hand.
Die Teilnehmerinnen bedankten sich an diesem
Abschlussabend mit je einem Präsent bei Kursleiterin Birgit Ettl und
stellvertretendem Bezirksheimatpfleger Hans Wax. Dieser Abend in den
selbst genähten Meisterstücken der stolzen Trägerinnen war ein gelungener
Abschluss für viel Mühe und Fleiß. Ein Besucher brachte die allgemeine
Meinung auf den Punkt, als er bewundernd sagte: „Wow, sind die schön! Habt
ihr die wirklich selbst genäht?“ Für die musikalische Gestaltung der Feier
sorgte Hans Wax mit einem böhmischen Dudelsack, begleitet von Dorothea
Scheierling auf einer böhmischen Hakenharfe, zwei Instrumente aus der Zeit
nach 1800, also aus der Zeit der Trachten, die die Kursteilnehmerinnen
genäht hatten und jetzt vorführten.
Kursleiterin Birgit Ettl und stellvertretender
Bezirksheimatpfleger Hans Wax (beide hinten)
mit den Teilnehmerinnen in ihren neuen Dirndln.
Zur Unterhaltung spielten Hans Wax und Dorothea Scheierling mit
zwei historischen
böhmischen Instrumenten, einem Dudelsack und einer Hakenharfe.
Weitere Fotos vom Abschlussabend des Dirndl-Nähkurses: