Frauen sind gut, so wie sie sind
Elisabeth Lammel-Kargl referierte zum Thema „Frau zeigt Profil – von der Selbstlosigkeit zur Selbstbehauptung“
Frauenbund-Vorsitzende Stilla Ramsauer begrüßte im
Pfarrheim die Besucherinnen und die Referentin, Elisabeth Lammel-Kargl aus
Rohr. Außerdem berichtete sie vom Kaffee-Nachmittag. Dann übergab sie das
Wort an Elisabeth Lammel-Kargl, die den Zuhörerinnen an diesem Abend
eindrucksvoll vor Augen führte, wie viel das Verhalten von Menschen, vor
allem von Frauen, mit der Kindheit zu tun hat. Und sie zeigte Wege auf,
wie man aus dem eingefahrenen Verhaltensmuster ausbrechen kann.
Nach der Begrüßung berichtete Stilla Ramsauer kurz vom
Kaffee-Nachmittag. Es wurden 50 Kuchen und Torten verkauft. Die
Frauenbund-Vorsitzende dankte allen Spenderinnen und Helferinnen sowie
auch allen Besuchern recht herzlich. Der Erlös kommt zusammen mit den
Einnahmen aus dem Palmbüscherl-Verkauf wieder einem sozial-caritativen
Zweck zugute, der noch festgelegt und dann natürlich bekannt gegeben wird.
Als Elisabeth Lammel-Kargl aus Rohr aufstand, richteten
sich sofort alle Blicke erwartungsvoll auf sie. Der Titel „Frau zeigt
Profil – von der Selbstlosigkeit zur Selbstbehauptung“ versprach einen
interessanten Vortrag und die Frauen wurden auch nicht enttäuscht.
Zu Beginn definierte die Referentin die Begriffe
„Selbstlosigkeit“ und „Selbstbehauptung“. Selbstlosigkeit sei kurz gesagt
eine Verhaltensweise, die einer Person zugunsten einer anderen Person mehr
Aufwand als Nutzen einbringe. Selbstbehauptung heiße, auf seinen Rechten
und Meinungen zu bestehen und diese sachlich (nicht aggressiv!)
einzufordern. Selbstbehauptung sei Grundvoraussetzung, um nicht Opfer von
Gewalt und Ausbeutung zu werden. Wer selbstlos handle, werde leider sehr
oft ausgenutzt.
Die Rednerin machte deutlich, dass Mädchen eher zur
Selbstlosigkeit, zum Verzichten und Zurückstellen eigener Anliegen erzogen
werden. Bei Jungen dagegen werde eher die Fähigkeit, sich durchzusetzen,
das Bestehen auf eigenen Rechten und Meinungen gefördert. Als Erwachsene
sollen Frauen heutzutage Beruf, Haushalt und Familie managen. „Wenn sich
Frauen dabei wieder in eine aufopfernde, selbstlose Rolle drängen lassen,
ist das Ergebnis früher oder später Ausgebranntheit und innere Leere“, so
die Diplom-Pädagogin Lammel-Kargl, die selbst verheiratet und Mutter von
drei Kindern ist.
Anhand von Stichpunkten auf einer Tafel zeigte die
Referentin Lösungsansätze auf. Die meisten Frauen müssen erst lernen, sich
selbst zu behaupten. Eine Grundvoraussetzung dafür sei ein gesundes
Selbstvertrauen, das man sich durchaus auch als Erwachsene noch erarbeiten
könne. Frauen sollen wohlwollend mit sich selbst umgehen, ihre Stärken
erkennen und sich bei einem Missgeschick nicht gleich abkanzeln, sondern
sich selbst wie eine gute Freundin behandeln. Denn „wenn man schon selbst
nicht viel von sich hält, wie sollen einen dann Andere wertschätzen?“,
fragte die Sprecherin. Frauen müssen erkennen, dass sie gut sind, so wie
sie sind, und dass sie in bestimmten Grenzen alles tun dürfen, was sie
wollen. Wer Sätze wie „für mich taugt das schon“, „so wichtig bin ich auch
nicht“ oder „um des lieben Friedens willen“ benutze oder Worte wie
„vielleicht“, „irgendwie“ oder „man könnte, sollte, müsste“, der werde
erst einmal nicht sehr ernst genommen.
Elisabeth Lammel-Kargl sagte aber nicht nur, was frau
vermeiden solle, sie zeigte auch Möglichkeiten auf, wie frau sich selbst
behaupten könne. Beginnend bei der Körpersprache erklärte sie, wie
Kleinigkeiten durchaus Wirkung haben können. Wer mit festem Blick und
aufrechter Haltung auftrete, werde sehr viel mehr beachtet als jemand mit
unsicherem Blick und hängenden Schultern. Um selbstsicher aufzutreten, sei
es oft hilfreich, daran zu denken, wie toll man sich in einer besonders
erfolgreichen Situation gefühlt habe, denn Gefühle beeinflussen das
Auftreten.
Ein Problem vieler Frauen sei auch, dass sie sich oft
gut in andere, vor allem nahe stehende Personen einfühlen können, aber
enttäuscht seien, wenn ihre eigenen Anliegen nicht ebenso erfühlt werden.
„Frauen müssen das, was sie gerne tun möchten oder anders haben wollen,
schon klar formulieren, denn in aller Regel kommt kein Prinz, der einen
auf Händen trägt und die Wünsche von den Augen abliest“, meinte die
Referentin Ein Anliegen dürfe bei Widerstand nicht reduziert oder
ausweitet werden, sondern müsse weiterhin sachlich und hartnäckig
vertreten werden, damit die Anderen merken: „Jetzt meint sie es ja
wirklich ernst!“ Weiterhin sei es hilfreich, auch mal klar und deutlich
"nein“ zu sagen. Außerdem solle frau nicht alles Negative gleich auf die
eigene Person beziehen, sondern sachlich über unterschiedliche Ansichten
ins Gespräch kommen.
„Wer seinen Wert kennt und die eigene Selbstachtung
nicht ausschließlich aus der Wertschätzung anderer bezieht, muss beim
ersten „Nein“ auch nicht gleich klein beigeben“, empfahl Elisabeth
Lammel-Kargl ihren Zuhörerinnen. Wenn sie ihre Ratschläge umsetzen wollen,
sollen sich die Frauen für den Anfang einen einfachen Punkt aussuchen und
sich bei Widerstand nicht entmutigen lassen. „Durchhalten gelingt nicht
immer, aber Beharrlichkeit trägt mit der Zeit Früchte“, sagte die
Referentin und erzählte noch ein paar praktische Beispiele, wie man als
Frau herabsetzenden Äußerungen oder Vereinnahmung von Seiten der
Familienmitglieder und Freunde begegnen kann.
Nach dem Ende des höchst interessanten Vortrags
überreichte Frauenbund-Vorsitzende Stilla Ramsauer einen blumigen
Frühlingsgruß an Elisabeth Lammel-Kargl. Anschließend setzte sie die eben
gehörten Tipps gleich um und verbesserte ihre erste Frage, ob vielleicht
jemand am Montag und Dienstag Zeit zum Palmbüscherl-Binden hätte, in:
„Bitte kommt zum Palmbüscherl-Binden, wir brauchen euch!“
Stilla Ramsauer (rechts) bedankte sich mit einem Frühlingsgruß
bei Elisabeth Lammel-Kargl für den interessanten Vortrag
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