Katholischer Deutscher Frauenbund Schierling

   
Sterben – Tabu-Thema oder Teil des Lebens?

Das Leben zu genießen ist wichtig, aber auch Gedanken an die Endlichkeit des Leibes zulassen – Pfarrer Josef Helm referierte beim Schierlinger Frauenbund

Im katholische Pfarrheim sprach Pfarrer Josef Helm nach der Abendmesse über ein Thema, das in unserer heutigen Gesellschaft sehr an den Rand gedrängt wird. Tod und Sterben sind eben keine interessanten Themen. Solange wir da sind, ist der Tod nicht da. Und wenn er zu uns kommt, können wir nicht mehr darüber sprechen.

Frauenbund-Vorsitzende Stilla Ramsauer leitete in der Begrüßung zum Thema hin, dann übergab sie das Wort an Pfarrer Helm. Dieser nutzte gleich Stuhl und Tisch auf der Bühne der Theatergruppe der Schierlinger Kolpingsfamilie. So war er für alle Anwesenden zu sehen und dank des Mikrofons auch gut zu verstehen. Als erstes wies er darauf hin, dass es in seinem Vortrag nicht nur um das Sterben geht, sondern dass die Menschen das Leben durchaus genießen, aber halt nicht nur an den Moment denken sollen.

Pfarrer Josef Helm las zwischendurch auch Erfahrungsberichte oder Geschichten zum Thema
„Sterben ist ein Teil des Lebens“ vor.

„Die heutige schnelllebige Zeit bringt zwar einerseits Zeitgewinn, aber die Beschleunigung führt andererseits auch zu Zeit- und Lebensschwund. Durch die Hektik bekommt man nicht mehr so viel mit, was um einen herum vorgeht. Man fährt gewissermaßen Vollgas im Leerlauf“, so der Geistliche. Die heutige Generation lebe auf Kosten der Natur und der nächsten Generationen. Und bei all der Eile vergeude man keine Zeit mit Gedanken an die Endlichkeit.

Früher war der Sterbeprozess eher gnädig, weil er meistens schnell vonstatten ging. Heute hat man Angst vor Isolierung vom Leben und davor, jemandem zur Last zu fallen oder an Schläuchen hängend dahinzuvegetieren. Die High-Tech-Medizin verlängert den Sterbeprozess und macht ihn unpersönlich. Josef Helm sprach auch über die Phasen, die ein Mensch nach dem Befund einer tödlichen Krankheit durchläuft, sowie über die Trauerphasen von Hinterbliebenen. „Jeder Mensch braucht unterschiedlich lang, um die einzelnen Phasen zu durchleben und sein Schicksal zu akzeptieren beziehungsweise wieder ins Leben zurückzufinden. Verdrängte Trauer kann eine schwere Depression verursachen, deshalb muss man jedem Trauernden die Zeit geben, die er braucht.“, mahnte der Priester. Einfach nur da sein und zuhören sei mehr wert als jedes Drängen oder jedes Unterhaltungsprogramm. Der Referent zitierte auch aus den Aufzeichnungen eines Pfarrers in einem Sterbehospiz: Entgegen den Erwartungen seien die Leute nicht depressiv gewesen, sondern lustig, fröhlich und lebensfroh. Sie gingen tanzen, aber sie weinten auch, wenn ihnen danach war.

Viele der Zuhörerinnen wurden sehr nachdenklich bei den Ausführungen.

Christsein beginnt mit der Annahme des Sterbens. Der leibliche Tod ist eine unausweichliche Notwendigkeit, er ist die Grenze zum vollkommenen Leben mit Gott. „Die Auferstehung nach dem Tod ist die Vollendung der Beziehung zu Gott. Ein Sterbender gibt sich aus der Hand, um sich aus den Händen Gottes neu zu empfangen.“, ist sich Josef Helm sicher. Der heilige Franz von Assisi bezeichnete den Tod als Bruder, der zu Gott, also zur ewigen Glückseligkeit führt. Tod und Liebe sind elementare Bestandteile des Lebens. „Am Ende bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe, doch am größten ist die Liebe.“, zitierte Pfarrer Helm aus der Bibel. Und er gab den Zuhörern als Schlusswort mit auf den Weg: „Das Sterben ist das Meisterstück des Lebens, weil dann der bessere Teil kommt - die unendliche Liebe.“

Nach dem Vortrag übergab Rosi Butz von den Landfrauen aus Allersdorf 100 € aus dem Verkauf von Kräuterbuschen zu Maria Himmelfahrt im August an Inge Blümel. Diese wird die Spende weiterleiten an Sr. Johanna, die in Tansania in Afrika vor Ort Projekte für notleidende und kranke Menschen unterstützt.

Frauenbund-Vorsitzende Stilla Ramsauer bedankte sich bei Pfarrer Josef Helm
mit einem kleinen Geschenk für den Vortrag, der bei den Zuhörern
großen Eindruck hinterlassen hat.

   


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